Von Orcas

Ich hab hier ewig Nichts mehr geschrieben. Zu meiner Verteidigung: Ich lag über 2 Wochen mit Grippe, Fieber inklusive, im Bett. Und dann war irgendwie meine Motivation tot.

 

Kurz bevor ich krank geworden bin, war ich auf einer Whale Watching Tour. Dabei konnte ich 4 Orcas beobachten. 1 Männchen, 2 Weibchen und ein Baby. Die Orcas, die wir beobachtet haben, waren von einer Gruppe, die nicht fest bei Vancouver wohnt, sondern die gesamte Westküste des Amerikanischen Kontinent entlang travelt.
Zwischenzeitlich sind sie nur wenige Meter neben unserem Boot vorbei geschwommen und gegen Ende konnten wir beobachten, wie sie gejagt haben. Und auf dem Rückweg saß sogar noch ein Bald Eagle auf einem Baum. Aber das alles nur zu erzählen ist so semi toll, deswegen habe ich von meinen Bildern und Videos ein Amateuer-Youtube Video zusammen geschnitten. Falls die Ausrichtung abdriftet, kippt oder so was: Ich bitte um Verzeihung, ich habe nicht in die Kamera geguckt, sondern darüber hinweg. Ansonsten wäre das Erlebnis nur halb so schön gewesen.

 

Von Bussen und fahrerlosen Zügen

Große Überraschung: Ich habe hier in Kanada kein Auto. Genau genommen hatte ich noch nie eins, ich bewege mich hauptsächlich mit den Öffis fort. Entsprechend habe ich die Wohnung auch so ausgesucht, dass ich recht gute Anschlussmöglichkeiten habe. Im großen und ganzen sind die Öffis hier genau so, wie in Deutschland. Man hat ein Ziel, sucht sich eine Verbindung raus, steigt in den völlig verspäteten Bus und steigt am Ende aus. Jede Fahrt kostet ihrgendwas, die Haltestellen werden angezeigt und durchgesagt und wenn man aussteigen will, dann aktiviert man das Stopp Signal.

Aber da kommen wir auch schon zu den ersten Unterschieden. Klar, man kann mit Cash zahlen. Wenn man denn den Preis zufälligerweise passend dabei hat. Weil Wechselgeld haben die Busfahrer nicht. Normalerweise zahlt man aber mit so einer blauen Karte (oder orangenen, wenn man die reduzierte hat). Diese kann man an bestimmten Stationen oder im Internet aufladen (jede Karte hat einen Zahlencode). Betritt man nun den Bus, so hält man sie gegen ein Kartenlesegerät. Es macht Ding, wenn die Fahrt bezahlt ist und Dööd Dööd Dööd, wenn irgendwas nicht stimmt. Egal, welche Strecke man mit dem Bus fährt, man zahlt den gleichen Preis. Das heißt beim Aussteigen muss man die Karte nicht nochmal „Ding“ machen lassen.

Als ich das erste mal Bus gefahren bin, war ich sehr irritert. Ich konnte sehen, dass ab und an ein rotes „STOP“ neben dem Haltestellennamen aufleuchtet, gleichzeitig mit einem Ding Geräusch, aber ich konnte nirgendwo diese roten STOP Knöpfe finden, wie wir sie in Deutschland kennen. Nach einigen Minuten Leute beobachten habe ich es verstanden. Den ganzen Bus entlang ist an den Seiten so eine Gelbe Plastikleine gespannt. Wenn man daran zieht, dann leuchtet das STOP auf.

Wenn Menschen in Deutschland ein Gefährt der öffentlichen Verkehrsmittel betreten wollen, dann bildet sich eine Traube und ähnlich einem Trichter fließt die Masse hinein. In Kanada (oder zumindest Vancouver) ist das anders. Ich weiß noch nicht genau, was die kritische Menge ist, aber wenn es genügend Personen gibt, die auf den gleichen Bus warten, so formt sich eine Schlange. Kommen weitere Personen, stellen die sich hinten an. Was ich auch sehr schön finde ist, dass es hier üblich ist, sich beim Aussteigen beim Busfahrer zu bedanken.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube die Busse sind Hybridfahrzeuge. Alle größeren Busse hängen an elektischen Oberleitungen (bis auf die stereotypischen quietschgelben School Busses, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt). Und wenn sich der Kontakt löst, dann rollt der Bus noch ein paar Meter und bleibt dann stehen. Ja, das konnte ich eines Morgens beobachten. Gleichzeitig ist so ein Bus aber viel zu laut und Brummend, als das der rein elektrisch sein könnte.
Es gibt neben diesen großen eBussen übrigens noch kleinere Community Busse. Die fahren eine deutlich kürzere Routen mit viel dichteren Stopps und sind auch kleiner. Schätzungsweise die Größe eines geräumigen Wohnmobils.

Dann gibt es natürlich noch die sogenannten Skytrains. Das sind Straßenbahnen, die unterirdisch oder auf erhöhten Plattformen durch die Stadt verlaufen. Insgesamt gibt es in Vancouver 3 dieser Linien. Will man eine dieser Skytrain Stationen betreten, so muss man durch ein elektrisches Türchen, das sich öffnet, wenn man das oben beschriebene, blaue Kärtchen gegen einen Leser hält und man genug Geld auf der Karte hat. Beim Verlassen hält man es wieder gegen so einen Leser, ein Ausgangstürchen öffnet sich und abängig von der Zonenanzahl, die man durchreist hat, wird das Geld abgezogen. Vancouver besteht aus 3 Zonen. Bis auf den Flughafen war ich bisher immer nur in Zone 1, weil die Zonen verdammt groß sind.

Die Skytrains haben einen Rhytmus von etwa 3 Minuten. In denen gibt es kaum Sitzplätze, weil stehende Leute weniger Raum einnehmen und große Mengen an Menschen mit diesen Skytrains durch Vancouver geschoben werden. Außerdem sind sie komplett fahrerlos. Dafür haben sie vorne und hinten große Fenster. Wenn man also Glück hat, kann man einen Sitzplatz ganz vorne ergattern und sich wie in einem Ride eines Freizeitparks fühlen. 😀

Ich verstehe nicht so ganz, warum die Vancouvler nicht mehr mit den Öffis fahren. Das Netz ist extrem gut ausgebaut, die Busse sind zwar total unpünktlich, aber da es kaum Linien gibt, die seltener als alle 10 Minuten kommen ist das auch nicht so schlimm. Gut, sie sind extrem laut. Aber ganz Vancouver ist verdammt laut.
Ok, wahrscheinlich liegt das an den merkwürdigen Gestalten, auf die man automatisch stößt, wenn man mit den Öffis fährt. Das haben die mit den deutschen Öffis wieder gemeinsam.

 

Von den ersten Eindücken

Von den ersten Eindrücken

(Kleine Warnung am Rande: Der Text ist etwas chaotisch, weil ich einfach meine Gedanken aufschreibe)

So langsam bin ich hier angekommen und kann von meinen ersten Eindrücken berichten. Falls sich jemand vorstellen will, wie die Gegend aussieht, in der ich Wohne: Ich fühle mich, als wäre ich in Anno2070 gelandet. Und meine Gebäude stehen in dem Bereich, in dem die höchste Entwicklungsstufe der Ecos zu finden ist. Ein Haufen gläserner Hochhäuser, alle Straßen sind in Karomustern angelegt, alle Wohnblocks haben die gleiche Größe und um die Straßen sind mit Lineal gezogene Grünstreifen, mit immer den gleichen Bäumen in regelmäßigen Abständen.
Für eine große Großstadt ist Vancouver verhältnismäßig schön. Allerdings heißt Großstadt auch, dass es kaum Tiere gibt, dafür umso mehr Autos auf den größtenteils zweispurigen Straßen (oder vierspurigen, wenn man sowohl vor als auch Rückwärtsrichtung zählt). Das heißt egal wo man ist, man hört IMMER das Rauschen der Autos. Selbst in meiner Wohnung, weil ein Fenster nicht richtig schließt. Insgesamt ist Vancouver sehr laut. Wenn mein Kühlschrank anspringt, dann höre ich die Autos nicht mehr. Der Kühlschrank übertönt das. Und die Spülmaschine mache ich immer an, wenn ich die Wohnung verlasse, weil die auch irre laut ist. Sie übertönt sogar noch den Kühlschrank. (Aber hey! Ich habe eine Spülmaschine <3. Seit 5 Jahren musste ich ohne eine Leben.)

Ich weiß nicht, ob es prinzipiell Kanada ist, oder nur Vancouver, aber die Gegend hier erinnert mich stark an Amerika. Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten ich bin in Amerika gelandet. Die Straßen sind breit, die Autos sind groß, die Churches haben diese beleuchteten Werbeschilder und die Häuser sehen so aus, als waren sie aus Sims kopiert worden.

Apropos Häuser: Vancouver hat doppelt so viele Einwohner, wie Darmstadt, aber gefühlt die Zehnfache Fläche. Fast jeder hier hat sein eigenes Haus mit kleinem Garten. Und daneben noch eine kleines Haus, das als Garage bezeichnet wird. Dort wohnen die amerikanischen/kanadischen Autos. Die meisten Autos haben sogar ein kleines Fesnter für ihr Haus. Als Europäer ist das etwas merkwürdig. Es wird wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile dauern, bis ich mich an die Entfernungen gewohnt habe. Bisher bin ich immer mindestens doppelt so lange unterwegs gewesen, wie ich geschätzt hatte.

Was ich hier an Vancouver liebe sind die Thrift Stores. Spätestens Seit Macklemore kennen wir Europäer auch diesen Begriff. Second Hand Laden trifft den Flair einfach nicht. Es ist wie ein Flohmarkt, der ständig offen hat. Ich liebe Flohmärkte. Meine halbe Kücheneinrichtung ist aus einem Thrift Store, der nur 2 Block entfernt liegt (Ihr erinnert euch daran, dass hier alles in gleichmäßigen Rechtecken gebaut ist? Weil das alles so gleichmäßig ist, ist “Wohnblocks” eine ganz normal benutzte Entfernungseinheit). Die andere Hälfte ist von meinen Vormietern. Aber mal ehrlich: Besteck, das Stück 25ct (Kanadische! 1,5CAD = 1Euro), eine Edelstahlrührschüssel für 4CAD und und und. Ich liebe diesen Laden.

Jede Stadt hat ihre Ecken, die man lieber meiden sollte. Eine Buslinie, die ich mal genommen habe, fuhr durch so eine Ecke. Ich kenne mich mit Großstädten nicht wirklich aus, weil ich Großstädte nicht mag, aber ich würde mal behaupten das Frankfurter Bahnhofsviertel ist harmlos dagegen. Zumindest habe ich es noch nie gesehen oder gehört, dass über eine Strecke von 500 Metern die Drogenabhängigen die Straße säumen und man zusehen kann, wie sie sich am hellichten Tag die nächste Spritze geben. Anyway, die Gegend ist Gott sei Dank relativ weit weg von mir.

Die Nettigkeit der Kanadier scheint nicht nur ein Stereotyp zu sein. Es fängt schon damit an, dass die meisten sich bedanken, wenn sie aus dem Bus steigen (Ich muss glaube ich einen eigenen Beitrag über die Öffis verfassen). Regelmäßig wird die Tür für jemanden aufgehalten. Man steht im Weg rum und die anderen entschuldigen sich, einem wird sofort Hilfe angeboten,…

Vancouver ist die Stadt des Starbucks. Keine Ahnung, ob das in ganz Kanada ist, aber die Dichte der Starbucks ist ungblaublich. Angeblich gibt es sogar eine Kreuzung in Vancouver, an der an 3 der 4 Ecken ein Starbucks ist. Hier in Kanada verkauft Starbucks auch sehr viel mehr, als nur Kaffee. Diverse Tees und Limonaden werden ebenso angeboten. Und es ist verdammt lecker, was sie verkaufen. Als jemand, der keinen Kaffee vertragt, gefällt mir diese Starbucks Variante deutlich besser. Überteuert sind sie aber natürlich auch hier. ^^

Vancouver ist gleichzeitig fortschrittlicher und weniger fortschrittlich, als wir. Was Akzeptanz angeht sind sie in vielen Punkten weiter. Hier wird Werbung gemacht für Psychotherapie, wenn man eine Abtreibung hatte. Ebenso habe ich Werbung für irgendwas in der gleichen Richtung gesehen, wo es hieß “For all Genders and Sexualities”. Und dann sieht man oben erwähnte Ecken, oder erfährt, dass bis vor wenigen Jahren hier noch Asbest (Ihr wisst schon, dieses Hochgiftige Zeug, das seit uber 30 Jahren in Deutschland verboten ist) produziert wurde…

Ich bin unter anderem nach Kanada gegangen, weil ich die ungezähmte Natur erleben wollte, für die Kanada so berühmt ist. Neben den Wintern. Hier in Downtown ist die Natur sehr gezähmt. So es gibt kein “Unkraut” und alle Grashalme haben die gleiche Länge. Ich hatte die Hoffnung ein bisschen freiere Natur in den relativ großen Parks zu finden. Beide Parks, in denen ich bisher war, waren zum Großteil ein eingezäunter Golfclub. Nun ja, ich war aber auch noch nicht im Stanley Park im Norden von Vancouver. Mal sehen, wie der wird. Aber ich habe bisher nur positives über ihn gehört. Er soll sehenswert sein, unter anderem wegen den Ureinwohner Statuen, die dort verteilt sind.

Gezahlt wird hier fast überall mit Karte. Mir kommt das gelegen, weil der Wechselkurs am günstigsten ist, wenn ich mit meiner Kreditkarte zahle. Bargeld kommt hier eigentlich nur vor, wenn das Kartenlesegerät kaputt ist oder man was von Craigslist (dem kanadischen ebay Kleinanzeigen) kauft. Und weil ich meine Geld lieber für Erlebnisse, als Gegenstände ausgeben will, habe ich Craigslist ausgiebig genutzt. Zumindest habe ich jetzt unter anderem einen 32 Zoll TV für umgerechnet etwa 30Euro. Ideal, um mein tolles Geburtstagsgeschenk richtig zu genießen.

Ich habe schon einige Dinge entdeckt, die anscheinend typisch kanadisch/amerikanisch sind. Neben dem obligatorischen Regal voller Ahornsirup auch etwas, das sich Cheese Whiz nennt. Es sieht aus, wie die Käsedips für Tacos, scheint aber dafür gedacht zu ein, dass man es aufs Brot schmiert. Noch habe ich es aber nicht probiert. Apropos Brot: Wie zu erwarten, ist das, was die hier als “Brot” bezeichnen durchweg Toast. Also wahrscheinlich werde ich demnächst anfangen mein Brot selbst zu backen. Einen Backofen habe ich ja.

Andere Duschen nach dem Schwimmbad, um das Chlor abzuwaschen und die Kanadier duschen mit Chlorwasser… Das Leitungswasser hier ist voller Chlor. Für jemanden, der bevorzugt Leitungswasser trinkt (günstiger und muss man nicht schleppen), ist das blöd. Allerdings habe ich bereits eine gute Lösung dafür gefunden. Chlor ist recht flüchtig. Also wenn man eine Karaffe mit Wasser füllt und ein paar Stunden wartet, dann ist das gesamte Chlor verschwunden und das Wasser schmeckt normal.

Mein Apartment ist der Hammer (Abgesehen vom undichten Fenster und dem lauten Kühlschrank). Wenn ich es schaffe, dann nehme ich ein kleines Video auf. Die Aussicht vom 19. Stock durch die Bodentiefen Fenster auf den Meeresarm und über Teile der Stadt dahinter ist ziemlich episch. Geheizt wird es nicht über eine klassische Heizung, sondern einen Gaskamin. Der Nachteil ist, dass man ihn erst anstellen muss, um es warm zu haben, aber ich liebe Kamine.

Vom Fliegen und Nicht-Fliegen

Einen positiven Aspekt hatte das Flug verschieben ja. Ich konnte noch Ostereier suchen. 😀
Ich habe ESTA, eTA, die Umbuchugsquittungen und noch einen Haufen anderer Dokumente. Außerdem bin ich 4 Stunden vor Abflug am Flughafen. Heute (25.04.19) muss das mit dem Fliegen doch klappen. Oder?

Beim Condor Schalter wird mir nochmal das elektronische Ticket ausgedruckt, mit dem ich zum Check-In Schalter dabbel. Bevor ich auch nur in die Nähe des Schalters komme, werde ich von einer Amerikanerin aufgehalten, der ich erkläre, dass ich nicht vorhabe in Kanada zu bleiben und auch keine gefährlichen Stoffe in der Tasche habe. Nein, ich habe auch nichts dabei, was wie eine Waffe aussieht, geschweige denn eine Waffe ist. Dann kann ich endlich meinen Ausdruck vorlegen. Meine Pass wird wie der Magnetstreifen einer EC Karte eingelesen und dann… Ich halte meinen Boarding Pass in den den Händen! Ich komme endlich in einen Flieger nach Kanada! Ok, nicht ganz, weil Zwischenstopp in Seattle, aber that’s not the point. Ich kann einen Flieger zum amerikanischem Kontinent besteigen. Mein Koffer und mein Handgepäckskoffer werden gewogen. Punktlandung auf den maximal erlaubten 23kg und 6kg. Wie praktisch, dass meine Skijackentaschen so riesig sind und ich da jede Menge schweres Zeug reinsopfen konnte. Jacken werden ja nicht gewogen. 😛
Jetzt müssen nur noch die nächsten 4h tot geschlagen werden. Wir setzen uns also auf eine Seitenbank und packen Frühstück aus. Kurze Zeit später kommt eine Condor Angestellte vorbei „Können sie immer noch nicht fliegen?“
Ich und meine Probleme scheinen sehr erinnerungswürdig zu sein… Ich kann sie beruhigen, ich warte nur, weil mein Flieger erst in 4h geht.

Endlich sitze ich im Flieger. Ich habe sogar einen Fensterplatz! Der Flug dauert etwa 10 Stunden und auf der Karte sieht die Flugroute sehr lustig aus. Weil die Erde eine Kugel ist, ist es kürzer über Grönland drüber zu fliegen, als über die Mitte des Atlantik. Resultat: auf der flachen Karte sieht die Route aus wie ein umgedrehtes U.

Wir starten bei schönstem Sonnenscheinwetter. Ideal, um einen steifen Nacken zu bekommen, weil man stundenlang aus dem Fenster guckt und die Landschaft aus der Luft beobachtet. Bis wir die Nordsee erreichen. Wasser ist dann doch nicht so interessant. Im kostenlosen onboard entertainment System gibt es nichts gescheites, also lese ich. Bis die erste Runde Flugzeugessen kommt. Alle beschweren sich immer, dass das Flugzeugessen so schlecht schmeckt. Pro-Tipp: Seid einfach super hungrig. Mir hat damit sogar der Rahmspinat geschmeckt und ich mag normalerweise Rahmspinat überhaupt nicht.

Die nächste Runde steifen Nacken habe ich beim Überflug über Grönland und die northern wilderness Kanadas bekommen. So viel schnee und Berge und gefrorenes Meer. Mehrere Spuren im Schnee, die vermutlich von Tieren stammen und irgendwo dort in the middle of absolutly fucking nowhere: eine Siedlung, die anscheinend nur mit Flugzeug zu erreichen ist. (Wenn ich rausfinde, wie ich Bilder hinzufüge, dann kriegt ihr die auch zu sehen).

Irgendwann die Landung in Seattle, USA. Aussteigen und in eine Schlange stellen. Weil USA. Da ist das mit dem Einreisen und Durchreisen offensichtlich kompliziert. Die Schlange kriecht in Zeitlupe voran. Was auch immer die machen, es dauert lange. Nervös zuckt meine Blick immer wieder zur Uhr. Ich habe zwar 3,5h Umsteigezeit, allerdings habe ich noch keinen Boarding Pass. Den kriege ich erst am Schalter, wo ich 1h vorher da sein muss. mittlerweile stehe ich seit über 1h in der Schlange und wenn das so weiter geht schaffe ich es nicht rechtzeitig. Irgendwann komme ich dann doch dran. Ich werde ausgefragt, was ich in den USA und Kanada will und dann werden meine Fingerabdrücke genommen. Alle. Alle 10 Fingerabdrücke, die ich habe. Weil ich mal kurz durch die USA reise. -.- Amis ey.
Die Zeit ist mittlerweile knapp geworden. Ich habe eine halbe Stunde, um am Schalter zu sein und meinen Boarding Pass abzuholen. Und weil ‚Merica, muss ich meinen Koffer am Gepäckband einsammeln, 10 Meter zum Zoll und hindurch laufen, wobei ich einen Zettel ausfüllen muss (dauert 1 Minute). 10 Meter hinter dem Zoll muss ich den Koffer dann wieder auf das Gepäckband stellen. Hat sich voll gelohnt…
Irgendwie komme ich endlich beim Alaska Airlines Schalter an und gebe denen meine Buchungsinformationen. „One Moment please.“, und die Schalterdame verschwindet. Nach mehreren Minuten kommt sie wieder. Der Flug ist überbucht und weil ich so spät da bin, kriege ich keinen Platz mehr. Sie kann die Boarding Karte also nicht für mich drucken. Ich muss auf einen späteren Flug umgebucht werden. Sie können das nicht für mich tun, weil ich über Condor gebucht habe, also muss ich zum Condor Schalter. Der ganz am anderen Ende des Schaltergebäudes ist. Für meinen Körper ist es mittlerweile mitten in der Nacht und ich bin super müde. Da kommt Freude auf. Anscheinen will mich Kanada nicht.
Ich watschel also 10 Minuten zum Condor Schalter, wo glücklicherweise jemand ist und schildere dem mein Problem. Der tätigt einige Telefonate und teilt mir dann mit, dass das die Aufgabe von alaska Airlines ist.
Also laufe ich die 10 Minuten quer durch die Halle wieder zurück zum Alaska Airlines Schalter und teile denen mit, was Condor gesagt hat. Nach mehreren Telefonaten von denen steht fest: Das ist die Aufgabe von Condor und nicht ihr Aufgabenbereich. Aber sie organisieren das jetzt für mich und buchen mich um.
Anscheinend habe ich eine Auszubildende erwischt, denn zu Naomi, der Schalterdame, gesellt sich Jesus, der Supervisor. Der nächste Flug ist auch schon voll. Deswegen werden von dem Flug ein Pärchen auf einen Flug später gebucht. Deren Zubringerflieger hatte Verspätung und sie hätten den Flug nicht bekommen. Über eine halbe Stunde, nachdem ich zum ersten Mal am Alaska Schalter war, halte ich endlich meinen Boarding Pass in den Händen! Ich komme endlich in einen Flieger nach Vancouver. In 4 Stunden… Ich werde also um Mitternacht Ortszeit landen. Ich schreibe als erstes meinen Vermietern (ein älteres Ehepaar), die mich vom Flughafen abholen wollten, was los ist.
Am Gate angekommen, kann ich die Müdigkeit kaum noch bekämpfen. Sicherheitshalber stelle ich mir einen Wecker und döse halb auf einer Couch am Gate, halb auf meinem Handgepäck, für 20 Minuten ein.

Auf dem Flug nach Kanada ist nichts interessantes passiert. Gelandet, elektronisch meinen Pass eingelesen, elektronisch die Zollangabe gemacht, Koffer eingesammelt und zum immigration Office. Ich brauche ja noch mein work permit. Im Immigration Office meine Dokumente abgegeben und dann inmitten von einem Haufen Mexikaner warten. 10 Minuten wurden zu einer halben Stunde, wurden zu einer Stunde. Dann wurde ich in ein Nebenzimmer gebracht, wo mein Foto neben einer Größenskala aufgenommen wurde und alle 10 Fingerabdrücke aufgenommen wurden. Und dann hieß es wieder warten und den teilweiswe sehr unterhaltsamen Storys, was die Mexikaner angeblich in Kanada wollen zuhören. Mein Favorit: Skifahren bei dem und dem Berg. Wohnen wird er in dem und em Hotel. Besagter Berg hat zu diese Jahreszeit keinen Schnee und besagtes Hotel liegt 5 Stunden Autofahrt entfernt. Was ich so mitbekommen habe, wurden viele davon wieder zurück geschickt und durften nicht einreisen.
Um 2 Uhr morgens und 200CAD ärmer halte ich endlich meine Work Permit in den Händen! Die Sorge, dass ich meine Vermieter nicht erkenne war völlig unbegründet. Außer mir und denen ist ja niemand in der Empfangshalle… Ironischerweise werde ich langsam wieder wach. In Deutschland ist ja mittlerweile 11 Uhr mittags. Über 24h quasi durchgehend wach…

3 Uhr morgens. Ich habe den Schlüssel zum Apartment, einige Kleinigkeiten zum Essen von meinen Vermietern im Kühlschrank und am wichtigsten: Ein richtiges Bett. Auspacken kann ich wann anders, ich falle erstmal ins Bett.

Von work permits und anderen Hindernissen

Es ist der 21.04.2019 und ich sitze immer noch in Deutschland. Ursprünglich hatte ich geplant am 11. April in Vancouver, Kanada anzukommen. Wie es kommt, dass ich 10 Tage später immer noch hier bin? Das ist eine längere Geschichte…

08.04.2019
Kurz vor dem Schlafen gehen aktualisiere ich noch einmal die Mails, weil ich ein Handy-Kind bin und ich jeden Abend kurz vorm Schlafen gehen am Handy bin. Es ist eine neue Mail vom TRIUMF angekommen. Ich solle doch noch bitte meine Reisepassdaten übermitteln, eine Kopie von meinem Bachelor Zeugnis, einen aktuellen Lebenslauf und eine Studienbescheinigung. Alles in Englisch, sonst kann es nicht akzeptiert werden. Ach ja: Wann würde denn mein Flug gehen?
Die Hälfte davon habe ich schonmal geschickt aber was soll’s. Alles kein Problem, bis auf die Studienbescheinigung. Die habe ich nur auf Deutsch. Da mein Freund am nächsten Tag eh in der Uni ist, und ich bei meinen Eltern bin, die über 1h von der Uni weg wohnen, bitte ich ihn darum mir morgen eine zu organisieren.

09.04.2019
Mein Freund ruft mich morgens an. Sie dürfen ihm die Studienbescheinigung nicht aushändigen, nur mir persönlich aushändigen. Also schicken sie mir einen Brief mit der Studienbescheinigung.
Ein Brief dauert zu lange, ich schicke meinen Freund per Telefongespräch wieder zurück zum Schalter, um denen zu sagen, dass ich persönlich vorbei komme. Mein Freund grummelt ich schulde ihm was, so wie ich ihn durch die Gegend schicke.
In 2 Minuten schmeiße ich alles in eine Tasche, was ich brauchen könnte und renne zu meinem Vater. In 15 Minuten fährt der Zug ab. Die späteren Züge sind zu spät (Der Schalter schließt um 13:00). Mit einer rasanten Slalomfahrt durch unser dörfliches Parkchaos schaffe ich es noch rechtzeitig zum Bahnhof. Ich hätte mich nicht so hetzen müssen, der Zug hat 5 Minuten Verspätung.
Endlich halte ich die Studienbescheinigung auf Englisch in den Händen. Ein Foto mit dem Handy gemacht und alle digitalen Kopien der Dokumente nach Vancouver geschickt. Jetzt steht der Reise nichts mehr im Wege. Oder?

10.04.2019
Ich öffne um ca. 7 die Augen. Weil ich ein Handykind bin und wissen will, ob meine Dokumente jetzt alle korrekt angekommen sind, aktualisiere ich meine E-Mails. Ich paraphrasiere:
„Was?! 11.April?! Bis dahin schaffen wir das mit dem Antrag für das work permit nicht. Dann müssen sie nochmal aus dem Land ausreisen und wieder einreisen, um alles bei der erneuten Einreise zu beantragen.“
Na super. Ist ja nicht so, dass ich bereits im Dezember gesagt habe, dass ich Mitte April komme. Wach bin ich jetzt auf jeden Fall. Meinen Flug kann ich nämlich nur bis zu 24h vorher umbuchen. Einen Anruf und 220€ später steht der Termin für meinen Flug fest. Am Karfreitag, den 19. April fliege ich.

18.04.2019
23h vor Abflug:
„Online Check-In failed“
Äh was?! Warum?
„The passenger doesn’t have an ESTA.“
Was zum Henker ist dieses ESTA?!
Suchmaschine (nicht Google): Wer in die USA einreist, muss im electronic System for Travel Irgendwas registriert sein.
Aber ich will doch gar nicht in die USA einreisen?! Ich habe nur einen 90 Minütigen Zwischenstopp in Seattle!
Suchmaschine: Das ESTA wird auch bei einem Zwischenstopp benötigt.
Und wo kann ich es beantragen?
Suchmaschine: schlägt diverse Websiten vor, ich klicke auf den ersten Link.
55€ und endlose Formulare später ist das ESTA beantragt. (Dachte ich…)

Abends habe ich immer noch keine Bestätigungsmail bekommen. Das kommt mir äußert suspekt vor. Beim eTA (Der kanadischen Version) hat die Bestätigung 8 Minuten gedauert…
Hey, Google, was weißt du über ESTA?
Google: ESTA kannst du beantragen über [komplizierter Link], der offiziellen Website der Homeland Security der USA. Kostet 14€. Ich habe dir den offiziellen Link direkt als Erstes angegeben.
Oh damn it. Ist das eine Betrüger Website gewesen? Lieber nochmal auf der offiziellen Website eintragen.

19.04.2019
Mails checken. große Erleichterung. Das ESTA wurde genehmigt. Ich kann fliegen. (Hahahaha!)
Frühstück und dann hoch zum Online-Check In. In einer Stunde wollen wir zum Flughafen losfahren.
„Online Check-In failed. The passenger doesn’t have an ESTA.“
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich habe doch vorhin die Bestätigung gehabt. Ich checke die offizielle Website. Mein Antrag existiert nicht mehr. Was?
Mails: Ein neuer Antrag wurde um 9:30 eingereicht.
Oh je. Das war diese Betrüger Website. Sie verlangt nicht nur deutlich mehr Geld, sondern braucht auch noch sehr viel länger. Und jetzt haben die auch noch meinen bestätigten Antrag überschrieben, wodurch meine ESTA wieder in Bearbeitung und nicht approved ist.
Bis mein Flug geht, sind es ja noch 5 Stunden, bis dahin ist der hoffentlich durch.

Am Flughafen
Und was ist, wenn er nicht rechtzeitig durch ist? Ich frag mal besser nach.
Helferdame: Fragen sie mal am Check-In nach. Die wissen das früher, als die Website, ob der approved ist oder nicht.
Am Check-In zunächst unfreundlich interviewt worden, was ich denn in Seattle wolle und anschließen einen „Secure“ Kleber auf meinen Passport bekommen, bevor meine Frage beantwortet wurde, ob mein ESTA durch ist. „denied“ (Später hat sich herausgestellt, dass der sehr wahrscheinlich noch in Bearbeitung und nicht denied war. Das System stellt nämlich auch ‚in Bearbeitung‘ als ‚denied‘ dar.)
Also los zum ESTA Schalter und einen neuen Antrag stellen. Das war 2,5h vor meinem Flug. Wisst ihr, wann mein ESTA approved wurde? 30 Minuten NACHDEM das Gate geschlossen hatte. Das Flugzeug stand also noch am Flughafen und wurde noch beladen, aber ich durfte es nicht betreten. Talk about bad luck…
Wenigstens konnte ich den Flug noch umbuchen und musste nur die (recht hohe) Umbuchungsgebühr und keinen komplett neuen Flug buchen. Jetzt fliege ich (hoffentlich) am 25. April.

To be continued…

Setup and Payoff

Ihr kennt bestimmt den Satz ‚“Kill your Darlings“ und die Aussage, dass wenn eine Szene löschen kann, ohne dass sich die Story ändert, dass man sie löschen sollte. Während diese Aussagen alle richtig sind, treffen sie nicht so richtig den Kern.

Setup and Payoff ist ein Begriff, der ursprünglich vom Screenwriting, also aus der Filmindustrie, kommt. Es ist aber für Bücher ebenso wichtig. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass alles, was der Leser lernt und alles, was die Personen erleben, für später relevant sein muss.

Positivbeispiel (Harry Potter): Die Dursleys wollen verhindern, dass Harry nach Hogwarts geht. Deswegen reisen sie durch halb England, um den Briefen zu entfliehen. Deswegen muss Hagrid persönlich kommen, um Harry abzuholen. Das ist der Grundstein für die tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Wäre all das nicht passiert, ist es fraglich, ob die beiden so enge Freunde geworden wären.

Negativbeispiel (Bright, Netflix): Eigentlich der ganze Film, aber ich will hier auf eine bestimmte Szene eingehen, nämlich die, in der Ward und Jakoby den Obdachlosen, der mit dem Schwert rumfuchtelt festnehmen. Die Kamera hält in einem unüblichen Winkel mehrere Sekunden drauf, wie Ward (Will Smith) das Schwert in der Hand hält und überlegend betrachtet. (Szene ist gekürzt auch im Tailer zu sehen, wenn ihr kein Netflix habt). Sein Gesichtsausdruck, die Länge der Szene und der Kamerawinkel geben einem das Gefühl ‚Oh, das Schwert ist wichtig, Ward wird es wahrscheinlich benutzen‘ und dann taucht es im ganzen Film nicht mehr auf. Das ist frustrierend.

Die Struktur des Setup and Payoff gibt dem Leser ein zufriedenes Gefühl. Die ganze Story hängt auf diese Weise zusammen. Alles fließt viel weicher ineinander und hängt zusammen. Die Entwicklung der Geschichte fühlt sich natürlicher an. Das ist einer der Gründe dafür, dass Harry Potter so erfolgreich ist. In jeder einzelnen Szene gibt es ein Setup oder ein Payoff oder einen sogenannten Reminder, bei dem nochmal an das Setup erinnert wird.

Man sollte es vermeiden ungewollt ein Setup zu schreiben, das kein Payoff hat. Es ist als Leser frustrierend, wenn man eine neue Information lernt oder neue Gegenstände eingeführt werden oder Dinge passieren, die einfach nicht mehr relevant sind im weiteren Verlauf des Buches.

Überlegt also in jeder Szene, die ihr schreibt: Inwiefern ist diese Szene relevant dafür, was im weiteren Verlauf geschieht? Und vor allem: welche neuen Informationen lernt der Leser und inwiefern sind die Informationen wichtig für den Verlauf der Geschichte? Ist die Antwort nur ‚Man lernt den Charakter näher kennen‘ ist, ohne dass seine Vorlieben, Fähigkeiten oder Schwächen für den Plot direkt relevant sind: löscht sie oder ändert sie. Ebenso gilt das in die andere Richtung: Payoff ohne Setup. Mary Sues können so entstehen und Freundschaften/Liebesbeziehungen, bei denen der Leser nicht versteht, warum die befreundet/verliebt sind.

(Das ist übrigens der Grund, warum ich Kay Meyer Bücher nicht sooo gut finde. Eine der ersten Szenen in „Die Seiten der Welt“ ist die, in der die Prota gegen einen Schimmelrochen kämpft. Ja, wir lernen Ypsilon kennen, das für später relevant ist, aber der Schimmelrochen wird im Rest des Buches nicht einmal mehr in einem Nebensatz erwähnt. Das ist ein Setup, das zumindest im ersten Band kein Payoff hat. Zusätzlich trifft die Prota ein Mädchen und ein paar Kapitel/Tage später sind sie plötzlich beste Freunde, ohne dass diese Freundschaft auf natürliche Weise aufgebaut wurde, also Payoff ohne Setup)